Bild links: Weihnachtsgruß 2008 an das Leipziger Publikum
Bild mittig: Gästebucheintrag aus dem Jahre 1962 Bild rechts: Partitur des Klavierkonzertes mit Widmung vom 15.01.2010 |
Bild links: Leipzig 1968
Bild rechts: 1967 Oper Leipzig, Foto Wallmüller |
Bild: Ogan Durjan 1966 mit dem Gewandhausorchester Leipzig in der Kongreßhalle |
Bild links: Ohan Dourian mit der Leipziger Festschrift (Erewan 2009)
Bild mittig: Leipzig 1967 Bild rechts: Leipzig 1968 |
"Mit leidenschaftlicher Anspannung aller
inneren Kräfte und überlegener Ruhe, mit schöpferischer Fantasie und
einer zartfühlenden Seele hypnotisiert er das Publikum und befördert
es mit Suggestivkraft und Feuer in Ekstase.
Sein Leben ist ein Brennen für die Musik.
Mit vulkanartigen Ausbrüchen oder weit ausschwingenden Bögen, alle
Nuancen von Tempo und Dynamik voll entfaltend, mit sparsamen Gesten,
ohne Partitur, ohne Taktstock, - denn seine Hände malen die Musik, -
mit geschlossenen Augen, wird er zum Nachschöpfer des Komponisten.
Der innere Gleichklang mit den Musikern des Orchesters ist ihm
wichtig.
Überschäumende Freude, aber auch tiefe Traurigkeit liegen in seinem
warmherzigen Wesen.
Der Dank des Publikums entlädt sich in stürmischen Ovationen, die
vom Orchester immer wieder auf den Dirigenten gelenkt werden."
O G A N D U R J A N war in den Jahren 1962-1969 ständiger
Gastkapellmeister beim Gewandhausorchester Leipzig.
19 Konzerte sind noch tief im Gedächtnis der älteren Leipziger
verankert.
Mit dem Rundfunksinfonieorchester Leipzig entstand 1969 die
Gesamtaufnahme von Tschaikowskis Oper "Die Jungfrau von Orleans".
Durjans Arbeitspensum war enorm, denn er leitete gleichzeitig die
Philharmonie, das Opernorchester und das Rundfunkorchester in
Jerewan.
Außerdem arbeitete er mit der Staatskapelle Dresden und dem
Rundfunksinfonieorchester Berlin.
Werke von Berlioz, Prokofjew, Mussorgski, Ravel und Wolfgang Strauß
gelangten zur Aufnahme.
In den Jahren 1966-1969 stand er mit Wagners "Lohengrin", Verdis
"Aida" und "Don Carlos" am Pult der Leipziger Oper.
Mit der Neueinstudierung des "Fürst Igor" von Borodin - in der
Inszenierung von Joachim Herz - setzte Ogan Durjan eigene Maßstäbe
im Gewandhausorchester, die aufhorchen ließen.
Die Leidenschaft Ogan Durjans für Borodins Werk, die Poesie, sein
totaler Einsatz für das von ihm verinnerlichte Gesamtkunstwerk von
riesigem Ausmaß, sein Witz - und seine starke Persönlichkeit
feuerten das Ensemble zu strahlenden Leistungen an.
Am 8. September 2007 vollendete Ogan Durjan sein 85. Lebensjahr.
Über 20 Jahre arbeitete Ogan Durjan an der Entdeckung eines neuen
musikalischen Systems und nannte es "UNIVERSALISM" oder "Der
schöpferische Musiker". Er reflektiert darin das Klangbild des
gesamten Geschehens im Weltall
mit den Urbausteinen Polyphonie und Polyrhythmik (patentiert als
wissenschaftliche Erfindung in der Musik).
OGAN DURJAN bezeichnet das Podium als heiligen Raum, das Konzert als
ein Fest der Seele. Er lebt und betet mit Musik.
Das Orchester ist für ihn eine überdimensionale Orgel. Die Sinfonien
des menschlichen Lebens und des Gewissens stets neu zu erschaffen,
ist ihm Berufung.
Hier finden Sie das Programm...
Bild links: Ogan Durjan 1991 (von Herman Avakian, Erevan,
herman.photoshelter.com)
Bild rechts: Helga Wallmüller |
Bild mittig: Ohan Dourian mit Duduk |
Das Ohan-Dourian-Archiv-Leipzig lud ein zur Filmvorführung "OGAN DURJAN' NARC - Maestro der tiefen Emotionen".
Quelle: Leipziger Ortsblatt für Gohlis und Möckern
Der Armenier Ogan Durjan wird fünfundachtzig
Er war vierzig, als er im Rahmen eines Künstleraustausches 1962 erstmals
nach Leipzig kam: Ogan Durjan, Chefdirigent der Armenischen Philharmonie
Jerewan. Nach dem plötzlichen Tod von Franz Konwitschny wurden
Ersatzdirigenten gesucht, die sich binnen weniger Wochen auf das
Programm der neuen Saison einlassen wollten – und konnten! Am 28.
November, genau vier Monate nach Konwitschnys Tod, dirigierte der den
Leipzigern völlig unbekannte Armenier Ogan Durjan zwei Anrechtskonzerte
des Gewandhausorchesters in der Kongresshalle am Zoo. Auf dem Programm
standen Bordodins zweite und Schostakowitschs zwölfte Sinfonie. Beides
Leipziger Uraufführungen. Außerdem ein Klavierkonzert von Ravel mit
Hélène Boschi. Der Saal war halb verwaist. Niemand hatte sich
schließlich vorstellen können, dass dieser Unbekannte ohne Partitur und
Taktstock voller Leidenschaft und wie ein Besessener dirigieren würde!
Die Nachricht über den ungewöhnlichen Auftritt verbreitete sich wie ein
Lauffeuer. Am folgenden Abend war die Kongresshalle dann bis auf den
letzten Platz besetzt. Und schon damals stand für das Orchester fest:
Dieser kleine Mann aus Armenien gehört, in großen Lettern geschrieben,
auf die Kandidatenliste für den neuen Gewandhauskapellmeister!
1963 kam Durjan erneut nach Leipzig, Und wieder wohnte er auf der
Gohliser Straße. Zum Saison-Auftakt dirigierte er Bruckners siebente
Sinfonie. Die Begeisterung war grenzenlos. Karl Zumpe, der Direktor des
Hauses, ließ dem Dirigenten die folgende Nachricht zukommen: „Der
Erwählte vom Orchester und vom Publikum sind Sie!“
Man wollte ihn haben. Eine Anfrage wurde nach Berlin und von Berlin
vielleicht nach Moskau weitergeleitet. Eine Zusage traf nicht ein. Im
September 1964 wurde Vaclav Neumann neuer Gewandhauskapellmeister.
Durjan aber kam weiter nach Leipzig. In jeder neuen Saison war er hier.
Und immer wohnte er in der Gohliser Straße Nummer 16.
Das Leipziger Konzertpublikum lag ihm zu Füßen, und bei jeder Aufführung
wurde er mit Bravo-Rufen und stürmischem Applaus gefeiert. „Durjan hat
alles, um einer der größten Dirigenten unsere Zeit genannt zu werden“,
schwärmte die Leipziger „Union“, eine von mehreren Tageszeitungen, die
es seinerzeit gab! Wer jemals in einem von Durjans Konzerten in der
Kongresshalle saß, der hat den „Magier ohne Taktstock“ und hat seine
„sprechenden Hände“ noch vor Augen.
Als Vaclav Neumann aus Protest gegen den Einmarsch der
Warschauer-Pakt-Truppen Leipzig 1968 verließ, um nach Prag zu reisen,
hofften viele, Durjan würde nun seinen Platz einnehmen. Aber in Berlin
hatte man schon einen DDR-Künstler vorgesehen: Kurt Masur. 1969
dirigierte Durjan seine letzten Konzerte in der Kongresshalle am Zoo. 19
waren es seit seiner Ankunft im Herbst 1962 geworden…
Am 8. September wird der 1922 in Jerusalem geborene Ogan Durjan 85 Jahre
alt. Auf Initiative von Anne-Kristin Mai, der Gründerin und langjährigen
Leiterin des Opernhaus-Kinderchores, die den Dirigenten als junge
Sängerin an der Oper kennen gelernt hat, findet am 15. September eine
Hommage in der Alten Handelsbörse statt. Die von ihr herausgegebene
Festschrift ist längst gedruckt.
„Ich möchte allen, die damals Ogan Durjan erlebt haben und von ihm
begeistert waren, eine Freude machen. Nicht mehr und nicht weniger“,
sagt die engagierte Herausgeberin. Und sollte der Jubilar die Mühen der
Reise auf sich nehmen, in die Gohliser Straße, wo er gewohnt hat, käme
er allemal…
WOK
Empfehlung: Ogan Durjan´Narc – Dirigent und Komponist. Im Eigenverlag
hrsg. v. Anne-Kristin Mai.
Quelle: Leipziger Ortsblatt für Stötteritz, Probstheida, Reudnitz
Anne-Kristin Mai erinnert an den Armenier Ogan Durjan
Ohne sie hätte es den Kinderchor der Leipziger Oper, der 1982 noch als
städtischer Kinderchor seinen ersten Opernauftritt hatte, nicht gegeben.
Und Christian Felix Weiße, der Begründer der deutschen Kinderliteratur
und bedeutende Literat der Aufklärung, wäre in neuerer Zeit vermutlich
niemals einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht worden, hätte
Anne-Kristin Mai nicht so hartnäckig nach engagierten jungen Leuten
gesucht und die „Weiße´sche Truppe“ gegründet. Pünktlich zum 200.
Todestag im Dezember 2004 erschien dann ihre Weiße-Biografie. Es
scheint, als habe es sich die agile Stötteritzerin zur Aufgabe gemacht,
für Leipzig wichtige, aber in Vergessenheit geratene Persönlichkeiten
wieder ans Licht zu ziehen. Kürzlich erschien, von ihr initiiert und
herausgegeben, eine Festschrift zum 85. Geburtstag des armenischen
Dirigenten Ogan Durjan. Viele Briefe gingen im Vorfeld von Stötteritz
nach Jerewan und von Jerewan zurück. Dabei wurde so manche weit
zurückliegende Erinnerung geweckt.
Organ Durjan war vierzig, als er im Rahmen eines Künstleraustausches
erstmals nach Leipzig kam. Das war 1962, und nach dem Tod von Franz
Konwitschny wurden dringend Ersatzdirigenten gesucht, die sich binnen
weniger Wochen auf das Programm der neuen Saison einlassen wollten – und
konnten! Am 28. November, vier Monate nach Konwitschnys Tod, dirigierte
der den Leipzigern völlig unbekannte Armenier zwei Anrechtskonzerte des
Gewandhausorchesters in der Kongresshalle am Zoo. Am ersten Abend war
der Saal halb verwaist. Niemand hatte sich schließlich vorstellen
können, dass dieser Unbekannte ohne Partitur und Taktstock voller
Leidenschaft und wie ein Besessener dirigieren würde! Die Nachricht über
diesen ungewöhnlichen Auftritt verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Am
nächsten Abend war die Kongresshalle bis auf den letzten Platz besetzt.
Und schon damals stand für das Orchester fest: Dieser kleine Mann aus
Armenien sollte neuer Gewandhauskapellmeister werden!
1963 kam Durjan erneut nach Leipzig. Zum Saison-Auftakt dirigierte er
Bruckners siebente Sinfonie. Die Begeisterung war grenzenlos. Karl
Zumpe, der Direktor des Hauses, ließ dem Dirigenten die folgende
Nachricht zukommen: „Der Erwählte vom Orchester und vom Publikum sind
Sie!“
Man wollte ihn haben! Aber irgendwelche Behörden in Berlin und Moskau
spielten nicht mit. Im September 1964 wurde Vaclav Neumann neuer
Gewandhauskapellmeister. Durjan aber kam weiter nach Leipzig. Und das
Leipziger Konzertpublikum lag ihm zu Füßen. Er war ein Mann der tiefen
Emotionen. Einen „Magier des Takstocks“ nannte man ihn.
Als Vaclav Neumann aus Protest gegen den Einmarsch der
Warschauer-Pakt-Truppen Leipzig 1968 verließ, hofften viele, Durjan
würde nun seinen Platz einnehmen können. Aber in Berlin hatte man schon
einen anderen ausersehen: Kurt Masur. 1969 dirigierte Durjan seine
letzten Konzerte in der Kongresshalle am Zoo. 19 waren es seit seiner
Ankunft im Herbst 1962 geworden…
Am 8. September wurde der 1922 in Jerusalem geborene Ogan Durjan 85
Jahre alt. Auf Initiative von Anne-Kristin Mai, die unter Durjan ihr
erstes Operndebüt hatte, fand am 15. September eine Hommage in der Alten
Handelsbörse statt. Ogan Durjan konnte die Reise nach Leipzig
altershalber nicht antreten. Aber er hatte seinen besten Freund und
Verehrer Dr. Vahan Vardaptyan geschickt, der zugleich auch sein Arzt
ist. Und natürlich ist Dr. Vardaptyan mit seinem Sohn auch nach
Stötteritz gekommen, wo eine Anne-Kristin Mai lebt und eine Straße nach
Vaclav Neumann benannt worden ist, den Durjan gut gekannt hatte und
dessen Amt ihm beinahe übertragen worden wäre…
Wolfgang Knape
Empfehlung: Ogan Durjan´Narc – Dirigent und Komponist. Im Eigenverlag
hrsg. v. Anne-Kristin Mai. 0341-8772034
Quelle: Leipziger Volkszeitung
"Beinahe" ist wohl das passendste Wort, um die Beziehungsgeschichte
zwischen Leipzig und dem Dirigenten Ogan Durjan' Narc zu
charakterisieren. Der international bekannte Armenier dirigierte von
1962 bis 1969 hier, am Gewandhaus und Oper. Zweimal wäre er in dieser
Zeit beinahe Gewandhauskapellmeister geworden. Als daraus nichts wurde,
verließ Durjan Leipzig.
Die Erinnerung an den impulsiven Armenier aber blieb, und so sollte am
Samstagnachmittag in der alten Handelsbörse sein 85. Geburtstag gefeiert
werden. "Der Maestro selbst ist anwesend", hieß es im Vorbericht, und
beinahe, beinahe wäre er tatsächlich gekommen. Hätte ihm sein Arzt nicht
kurzfristig von der strapaziösen Reise vom Balkan nach Leipzig
abgeraten. Stattdessen war er - der Arzt - eingeflogen worden und
überbrachte in Begleitung seines Sohnes Vladimir Grüße und warme Worte
des berühmten Patienten.
Eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagskind - die Enttäuschung stand
einigen der knapp 100 Besucher deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber
Organisatorin Anne-Kristin Mai gab sich alle Mühe, das Fehlen des
Dirigenten durch ein multimediales Programm vergessen zu machen.
Fotografien Durjans auf der Bühne, auf der Leinwand wurden
Konzertausschnitte aus vier Jahrzehnten gezeigt, und zwischen Grußworten
und Anekdoten sang ein Festchor. Übers Telefon konnten der Dirigent und
seine Frau zumindest Teile des Festaktes live mithören. Bei der Ehrung
eines "Fast-Gewandhauskapellmeisters" dürfen Vertreter des Orchesters
nicht fehlen. So schickten Eberhard Palm, Burkard Schmidt, Ulrich Urban
und Karl-Heinz Passin als musikalischen Gruß Bachs Trisonata in g-moll
nach Armenien. Er bedauere sehr, so Passin, wegen des Altersunterschieds
nie die Chance gehabt zu haben, selbst mit Durjan zu arbeiten.
Viele der älteren Besucher aber hatten Durjan in seiner Leipziger Zeit
in den 60ern erlebt. Sei es aus der bewundernden Distanz des damals
16-jährigen Opernbesuchers Reinhard Fiedler, den eine
Tschaikowski-Interpretation von Durjan so rührte, dass er es in seinem
Tagebuch vermerkte. Sei es in der alltäglichen Probenarbeit. "Als wir
Bruckner einstudierten", erinnern sich die ehemaligen Chor-Altistinnen
Carin Kluge und Karin Schultz, "da war er nach jeder Probe vollkommen
erschöpft.".
Musik bis zur Erschöpfung - das war wohl einer der prägendsten
Eindrücke, die Durjan hinterließ. In alten Filmaufnahmen sehen die
Besucher den Armenier dirigieren, oft mit geschlossenen Augen,
vibrierenden Händen. Die schweißnassen, kinnlangen Haare verleihen dem
jungen Durjan etwas unberechenbar Wildes. Viele sagten damals über den
Künstler, er dirigiere mit einer solchen Suggestivkraft - ganz wie ein
zweiter Arthur Nikisch.
Susan Weitershagen
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 13.09.2007